Abschiedslied eines Lehrers

Abschiedslied von Dr. Helmut Wolters

Live-Mitschnitt

Heut singt ein Lehrer von der Zeit, als Zentrales war noch ewig weit. Der Traum war, die Begeisterung zu wecken, für Maxwell, Einstein, Standardmodell. Die Sonne schien am Himmel hell, das Feuer für Physik hier zu entfachen. Versuche machen, Feuer entfachen, hier.

Ich hatt' noch einen anderen Traum, die Klasse wird zum Lebensraum, um in ihr Menschlichkeit zu lernen. Doch mancher Traum erfüllt sich kaum, wo Licht ist, ist auch Schattenraum. Und davon sing' ich weiter Moritaten. Licht und Schatten, Moritaten, jetzt.

Musik nach Leonhard Cohen: Hallelujah

Kommst du montags in die Klasse, tönt es aus der Ecke gleich: Hallo Doktor, können wir schlumpfen? Und ganz innen bist du weich.

Du verdrehst zwar deine Augen, denkst, was soll das ganze Spiel. Von dem Feuer deiner Träume bleibt da gar nicht mehr so viel.

Denn die Schüler zeigen Zähne dir als Lehrer ins Gesicht. Bist du schwach, kriegst du Migräne, bist du stark, dann machen Sie es nicht.

Doch das Zeigen auch deiner Zähne, das ist wichtig in dem Tanz. Ohne Kämpfen gehst du unter neben Träumen, werde ganz.

Und bei all dem Singen heute bleibt die Frage nach dem Sinn sagt der Niederrheiner leise: Lott et loope, moot dat sin.

Jedes Lied braucht einen Abschluss. Dieser geht im Walzer-Stil. Und so hört ihn, liebe Hörer, es wird sonst auch etwas viel.

Musik nach Kurt Weill: Meckie Messer

Unsre Zeit ist jetzt vorbei, vorbei, lasst uns weitergehn auf unsren Wegen. Sie war schön, so schön, mit Licht und Schatten. Lasst uns vorwärts sehen auf neue Ufer. Was die Welt jetzt braucht, ist eure Kraft. Nein, nicht nur für euch, aber gerade jetzt für uns alle, für uns alle. Was die Welt jetzt braucht, ist eure Kraft, denkt ans Horkesgath zurück, zurück. Wen die Welt jetzt braucht, ist Euch und uns.

Musik nach Deshannon What the world needs now

Text: Dr. Helmut Wolters, Leistungskurs Physik, in der Mittelstufe Klassenlehrer dieses Jahrgangs